Aus ideologischen Gründen wurde im Nachkriegsdeutschland die figürliche Kunst in den Ostteil und die abstrakte Kunst in den Westteil des geteilten Landes sortiert. Unter einem staatstragenden Realismus-Begriff kam es zur Streuung von bronzenen Sportlern, Familien und Liebespaaren in ostdeutschen Städten und Gemeinden.
Was auf Kunst-Symposien und in Diskursen schwer gelingt, sollte die Reise der Skulptur aus dem Dresdner Stadtraum in das Berliner Hansaviertel erreichen. Eine kurzzeitige anachronistische Gegenwart gleicht die Bilder im Kopf ab. Trotz der Prägung durch gegensätzliche Ideologien wird das Familienbild auch hier im westdeutschen Vorzeigeprojekt moderner Stadtplanung gern gesehen. So taucht 2007 in einer Informationsbroschüre des Landesdenkmalamtes Berlin * das propagierte Mutterglück aus dem städtebaulichen Ensemble der sozialistischen Moderne Dresdens als Original der West-Berliner Hansaviertelkunst auf. Infolge derart verwischter Spuren dominiert die Botschaft der friedlichen Beschaulichkeit.
Ute Richter
* Landesdenkmalamt Berlin: Das Hansaviertel in Berlin. Bedeutung, Rezeption, Sanierung, Petersberg 2007.